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Bündnis gegen Ärztemangel geschlossen

Mit starken Partnern will der Freistaat Sachsen die Gesundheitsversorgung für die Zukunft absichern und insbesondere im ländlichen Raum neue Wege gehen.

Mitglieder des heute in Dresden gegründeten Bündnisses sind neben dem Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, die Sächsische Landesärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung, die Krankenhausgesellschaft Sachsen und die AOK Plus. Das Maßnahmenpaket umfasst Aktivitäten zur Ärztegewinnung ebenso wie neue Modelle für den ländlichen Raum und die klare Forderung nach mehr Studienplätzen für Mediziner. Das Bündnis fordert zudem alle Akteure im Gesundheitssystem auf, sich einzubringen und an der Gestaltung der Versorgungslandschaft mitzuwirken.

Eine Hauptforderung des Bündnisses ist die Erhöhung der Medizinstudienplätze in Sachsen um zusätzlich 100 Studienplätze pro Jahr. Eine aktuelle Studie des Zentralinstitutes für die Kassenärztliche Versorgung zeigt, dass dieser Bedarf für Absolventen der Humanmedizin zwingend erforderlich ist. Des Weiteren müssen hochschuleigene Auswahlverfahren verbindlich werden, da gute Noten allein noch keinen guten Arzt machen.

Zudem wird das Bündnis die Studienplätze für Humanmedizin im Ausland (Ungarn) in den kommenden zwei Jahren von bisher 20 auf 40 Plätze verdoppeln. Die Finanzierung der zusätzlichen Studienplätze erfolgt durch den Freistaat.

„Mit dem Bündnis gehen wir gemeinsam neue Wege. Die Anforderungen an das medizinische Versorgungssystem und die vertragsärztliche Versorgung haben sich verschoben. Wir brauchen perspektivisch deshalb unter anderem mehr Ärzte für Sachsen und neue Modelle für die medizinische Versorgung. Ein entscheidender Baustein bleibt für mich die Einführung einer Landarztquote, um vorab bereits Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen“, betonte Gesundheitsministerin Barbara Klepsch.

Weiterhin wird das Bündnis angehende Ärzte finanziell unterstützen. Hubertus Jaeger, Vorsitzender des Vorstandes der Krankenhausgesellschaft Sachsen. „Wir wollen künftig beispielsweise die jungen Medizinstudierenden im Praktischen Jahr finanziell unterstützen. Dies ist angesichts eines bundesweiten Wettbewerbs um den ärztlichen Nachwuchs unerlässlich. Eine angemessene Vergütung im PJ kann die Attraktivität der sächsischen PJ-Angebote erheblich steigern. Das werden wir durch gezielte Förderung der Krankenhäuser bzw. akademischen Lehrpraxen begleiten.“ Niedergelassene Ärzte im ländlichen Raum, die als akademische Lehrpraxis junge Ärzte ausbilden, sollen eine höhere Aufwandsentschädigung pro Praxis und Student erhalten.

Dr. Klaus Heckemann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung: „Die Ausbildungskapazitäten in Deutschland reichen bei Weitem nicht aus, um allen geeigneten und motivierten Abiturienten, die Arzt werden wollen, ein Medizinstudium zu ermöglichen, wenngleich das Interesse am Medizinstudium und am Arztberuf groß ist. Der KV Sachsen obliegt jedoch der Auftrag, die hausärztliche und fachärztliche Versorgung für die Bevölkerung des Freistaates Sachsen sicherzustellen. Mit Sorge nehmen wir deshalb wahr, dass sich insbesondere in ländlichen Gebieten ein Mangel an Haus- und Fachärzten abzeichnet. Als Reaktion darauf setzt die KV Sachsen seit 2013 das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ um, bei dem 20 Studenten im deutschsprachigen Studiengang Humanmedizin an der Universität Pécs in Ungarn gefördert werden. Auch wenn wir uns bereits in diesem Sommer über die ersten dortigen Absolventen freuen, sehen wir es als dringend notwendige Forderung an, so schnell wie möglich ausreichend Studienplätze für zukünftige Haus- und Fachärzte in Sachsen zu schaffen.“

Zur ärztlichen Tätigkeit gehören heute auch Abrechnung und Versicherung, Arbeitsschutz, Personalführung sowie Rechte und Pflichten gegenüber den Krankenkassen. Das Bündnis wird Ärzte bei der Niederlassung und bei der Berufsausübung unterstützen. Unter anderem sollen Mentoring-Programme für niedergelassene Ärzte zur Regressvermeidung weiter ausgebaut werden.

Bestehende Fördermöglichkeiten im ländlichen Raum werden verstärkt, damit Ärzte wirksam unterstützt werden, die sich neu niederlassen wollen. Das erfolgreiche Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ soll mit einer Imagekampagne bei seiner Arbeit für die Nachwuchsgewinnung und die Anwerbung von Ärzten für den Freistaat Sachsen unterstützt werden.

Weiterhin will das Bündnis eine zukunftsfeste Versorgungslandschaft insbesondere auch im ländlichen Raum mit mobiler Medizin, Arztassistenz und Digitalisierung gestalten. Dafür unterstützt das Bündnis u.a. Modelle zur Delegation und trägt neue Berufsbilder wie nichtärztliche Praxisassistenten und den Physician Assistant in die Fläche.

Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer: „Mit dem Ausbau digitaler Strukturen kann es gelingen, Patientinnen und Patienten in ländlichen Regionen weiterhin wohnortnah zu versorgen und gleichzeitig Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Ziel der Digitalisierung ist auch eine bessere sektorenübergreifende Versorgung, damit keine Betreuungslücken bei hilfsbedürftigen Menschen entstehen.“

Rainer Striebel, Vorsitzender des Vorstandes der AOK PLUS: „Neue Ansätze wie Impfbusse, Satellitenpraxen und Patientenbusse sowie neue Formen der Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe und telemedizinische Ideen gilt es gemeinsam mit den Akteuren vor Ort auszuprobieren und einzuführen. Dabei sollen insbesondere die Ärzte entlastet und unnötige Bürokratie verringert werden.“