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Ein Dom, zwei Kirchen, fünf Orgeln und ein Michael Vetter

Im November hatte die Orgel als „Königin der Musikinstrumente“ die Mitglieder der Senioren Union Bautzen mit ihren Gästen zur Audienz in den Dom Sankt Petri zu Bautzen geladen.

Im Zentrum der speziellen Führung, die in Deutschlands größter Simultankirche den katholischen und evangelischen Glauben unter einem Dach vereint, stand Michael Vetter, der „Herr der Orgeln“. Seit zehn Jahren wirkt er als Kirchenmusiker und Domkantor am Dom St.Petri in Bautzen. Eine abwechslungsreiche Konzerttätigkeit führt ihn an viele interessante Instrumente. Darüberhinaus arbeitet er regelmäßig mit unterschiedlichen Instrumentalisten auf dem Gebiet der Improvisation zusammen. Seine besondere Leidenschaft ist dabei die Improvisation zu historischen Stummfilmen. Michael Vetter ist im sächsischen Pirna geboren und aufgewachsen. Er studierte in Dresden, Weimar und Hannover Kirchenmusik, Alte Musik in Bremen sowie Cembalo und Improvisation in Boston. Als Kirchenmusiker war er an der Auferstehungskirche im bayerischen Traunstein und an der Kirche St. Matthäus in Erlangen tätig.

Im Bautzener Dom begann er seine Reise in die Welt der Orgeln im katholischen Teil, wo auf der Südempore das älteste Instrument im Dom thront, eine Orgel der Bautzener Orgelbaufirma Leopold Kohl von 1866. In den folgenden Jahren wurde das Instrument dann mehrfach durch die Orgelbaufirma Hermann Eule instandgesetzt und umgebaut. Michael Vetter, der Orgelflüsterer, brachte uns die musikalische Vielfalt des Instrumentes mit Kantaten des Altmeisters der Kirchenmusik Johann Sebastian Bach und Variationen von Felix Mendelssohn Bartholdy näher. „Das Instrument atmet noch die spätbarocke Zeit“, hatte uns Michael Vetter versprochen. Wir spürten davon wahrscheinlich nicht wirklich etwas. Dafür waren wir alle von der faszinierenden Vielfalt der Klänge beeindruckt und ließen sie auf uns wirken. Welch fulminanter Einstieg in die Welt der Orgeln?

Ihr zu Füßen, unmittelbar neben dem Balthasar-Pernmoser-Kruzifix, kleiner, unscheinbarer und etwa hundert Jahre jünger, die zweite Orgel unseres Rundganges, die Trabi-Orgel der Firma Eule aus Bautzen. Ihren Namen verdankt sie der Möglichkeit, in einem Trabant, dem „Volkswagen“ der DDR, transportiert zu werden. Auch sie bringt uns Michael Vetter mit einem, für dieses Instrument charakteristischen Klangbeispiels näher. Nebenbei erfahren wir, das die Bautzener Trabi-Orgel die erste, nach einem Auto benannte Orgel war. Und auch die zweite, nach einem Auto benannte Orgel kommt aus Sachsen, die Porsche-Orgel aus Leipzig.

Nur wenige Schritte entfernt, hinter dem einen Meter hohen symbolischen Gitter, im evangelischen Teil des Gottes-Hauses, im Süd-Schiff, wartet Orgel-Nummer-Drei auf uns. Und wieder hat Michael Vetter dazu eine spannende Geschichte. Es ist zunächst wieder eine Orgel aus dem Hause „Eule“ in Bautzen. Gebaut wurde sie vor sieben Jahren vom südkoreanischen Orgelbauer San ok no als Meisterstück. Der fernöstliche Orgelbaumeister möchte das Instrument in seinem südkoreanischen Wohnhaus aufstellen, welches allerdings noch nicht fertig ist. Der Domkantor brachte uns auch diese Leihgabe im lichtdurchfluteten Teil des Domes musikalisch näher.

Das nächste Instrument ist eine Truhen-Orgel aus der Werkstatt von Johannes Rohlf. Dieser lernte bei Hermann Eule in Bautzen das Orgelbauer-Handwerk. Seine Gesellenjahre verbrachte er in verschiedenen Werkstätten, bevor er 1963 den Meisterkurs absolviert und in Baden-Württemberg eine eigene Werkstatt gründete. Die nur 95-Kilo-schwere Rohlfsche Truhen-Orgel im Bautzener Dom ist der Nachbau eines historischen Instrumentes aus dem 16. Jahrhunderts und lässt sich in zwei Teilen leicht transportieren. Klanglich steht das Leichtgewicht in nichts ihrer mehrere Tonnen schweren Schwester, der größten, jemals unter der Leitung von Hermann Eule angefertigten Orgel nach. Mit der Fertigstellung dieses Instrumentes wurde 1910 eine gründliche Umgestaltung der gesamten westlichen Emporenanlage abgeschlossen. Während der zurückliegenden Jahre wurde das Instrument sowie der einzigartige Spieltisch vom Orgelbaubetrieb „Hermann Eule“ aufwendig und fachmännisch restauriert. „Dabei wurden die, während der zurückliegenden Jahrzehnte vollzogenen „Veränderungen“ an 11 der insgesamt 60 Register wieder zurückgebaut, so dass die Orgel jetzt wieder, wie zu ihrer Inbetriebnahme anfangs des 20. Jahrhunderts klingt“, schwärmt Michael Vetter bevor er die Stufen zum Spieltisch empor steigt, um das eben behauptete klanglich zu beweisen.

Die 43 Mitglieder der Senioren Union und ihre Gäste sind begeistert. Auch Marko Schiemann, der nicht nur Mitglied des Sächsischen Landtages, sondern auch der Senioren Union ist und eigentlich nur eine halbe Stunde bleiben wollte, empfängt Standing Ovations den Domkantor wieder in ihrer Mitte. Aus der geplanten reichlichen Stunde sind knapp zwei Stunden geworden und Keinem wurde es langweilig. Im Gegenteil. Viele von uns haben von Orgelklängen noch nicht genug und nehme sich noch eine CD mit weihnachtlichen Orgelklängen des „Meisters“ mit in die Vorweihnachtszeit. Als Geschenk für sich oder die Lieben.

Apropos Weihnachten. Nachdem wir uns mit unserer November-Aktion bereits auf das Fest der Liebe eingestimmt haben, treffen sich die Mitglieder der Senioren Union Bautzen mit Ihren Gästen am 11. Dezember im „Kleinen Kulturhaus“ in Cunewalde zur traditionellen, alljährlichen Weihnachtsfeier. Wie immer wartet ein leckeres Mahl, viel Besinnung und natürlich auch ein Weihnachtsquiz auf Alle. Unter anderm wird in dieses Quiz nach der Anzahl von Tannadeln an einem 1,70 Meter großen Christbaum gefragt werden. Fangt also schon immer einmal an zu zählen!